Wuchtig steht er da und sehr ernst schaut er vom Kirchenfenster herab, dieser Thomas Morus. Dabei hatte er durchaus auch Humor. Thomas Morus war im 16. Jh. Lordkanzler des englischen Königs Heinrich VIII. und als dieser sich von der katholischen Kirche lösen wollte, um die nächste Frau zu heiraten – er brauchte einen Thronfolger -, hielt sein Kanzler mutig dagegen. Als der König sich selbst zum Oberhaupt der neuen Anglikanischen Kirche erklären ließ, verweigerte ihm Thomas Morus den Treueeid, worauf er eingesperrt, zum Tode verurteilt und enthauptet wurde.
"Nie hätte ich daran gedacht, einer Sache zuzustimmen, die gegen mein Gewissen gewesen wäre." Es ist nicht ganz ohne Pikanterie, wenn dieser Mann mit Rückgrat und Zivilcourage vom verstorbenen Papst vor fünf Jahren zum Patron der Regierenden und der Politiker ernannt wurde – zweifellos ein unbequemer Patron. „Wir können aus dem Lebenskuchen nicht nur die Rosinen suchen.“ In seinen Utopien war er ein moderner Prophet: "Wenn Ehre profitabel wäre, jeder wäre ehrenhaft." Wenn uns also dieser ‚Mann für jede Jahreszeit’ vom Kirchenfenster anblickt, fragt er uns nicht nur nach unserer Zivilcourage, sondern stellt uns auch die Frage nach den wahren Werten in unserem Leben.
Markus Hofer
Die Bilder der Kirchenfenster wurden von Bernhard Häusle zur Verfügung gestellt.
Fotoaufnahmen © 2009 by Bernhard Häusle
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