Häusle selbst bezeichnete die Kirchenfenster von Götzis als die Besten seines ganzen Schaffens. Die Fenster kamen in der Tiroler Glasmalereianstalt in Innsbruck zur Ausführung.
Je sechs Fenster schmücken eine Seite des Schiffes. Die beiden Fensterreihen werden von den vier Evangelisten angeführt. Den übrigen acht Hochfenstern liegt das Thema der „acht Seligkeiten“ (Mt5,3-11) zugrunde.
Der Fensterzyklus von Martin Häusle in der Neuen Pfarrkirche Götzis |
Er solle die Figuren nicht zu schlank und nicht zu modern machen, schrieb der Landeskonservator an den Künstler Martin Häusle, der sich beim Wettbewerb um neue Glasfenster für die Pfarrkirche Götzis beworben hatte. Er würde sich ansonsten sehr für ihn einsetzen, doch allzu abstrakt sollen die Fenster nicht sein, hießt es dann weiter. |
Der Themenzyklus |
In der ursprünglichen Ausschreibung des Kunstwettbewerbs waren Fenster zu den acht Seligpreisungen (je vier männliche und weibliche Heilige plus die vier Evangelisten in den Ecken) gefordert. In den mir zugänglichen Dokumenten des Häusle Archivs ist jedoch kaum einmal die Rede von klaren Zuordnungen zu den jeweiligen Seligpreisungen. Auch wenn später immer wieder solche Zuordnungen gemacht wurden, scheinen sie während der Arbeit Häusles keine so große Rolle mehr gespielt zu haben. Das Fenster der Maria Goretti z.B. ist zum Schluss erst aus Anlass ihrer Seligsprechung anstelle der hl. Agnes hinzugekommen. Wenn bei den früheren Zuordnungen Nikolaus von der Flühe für "Selig die Friedfertigen" steht, so ist das sehr plausibel. Wenn aber der Doppeldoktor Fidelis von Sigmaringen für "Selig die Armen im Geiste" stehen soll, dann wird es schon auch fragwürdig. Selbstverständlich kann man immer alles weit interpretieren, aber die Frage ist, was es dann noch soll. Persönlich wäre ich mit der Zuordnung der Seligpreisungen lieber zurückhaltend; wichtiger ist eher, die Bilder und Figuren als solche wirken zu lassen. Die Tatsache, dass der hl. Ulrich, der Kirchenpatron in den Fenstern fehlt, könnte allerdings schon mit dem ursprünglichen Konzept zu tun haben. |
1966 - es war die Nacht zum Ostersonntag – starb Martin Häusle |
Die Fenster in der Götzner Kirche gehören zu seinen herausragendsten Werken. Martin Häusle war Vorarlberger durch und durch, und das im besten Sinne. 1903 in Satteins geboren und aufgewachsen, übersiedelte er bald nach Ende des 2. Weltkriegs mit seiner rasch anwachsenden Familie auf den Feldkircher Margarethenkapf. Isoliert von den künstlerischen Zentren und konfrontiert mit den materiellen Nöten eines Kunstschaffenden in der Nachkriegszeit, gelang es ihm dennoch, Kunst zu schaffen in der Provinz, ohne provinziell zu werden. Es gehört zum Lebensschicksal dieses Künstlers, dass er zeitlebens in einem Raum des „Dazwischen“ stand. Sein expressiver, am Seelenleben interessierter Malstil war überregional der noch radikaleren abstrakten Malerei gewichen, doch für hiesige Verhältnisse vielen schon zu modern und zu weit entfernt von einer realistischen Darstellung. Umso beachtenswerter ist, dass ein Großteil des Gesamtwerks von Martin Häusle im Auftrag der Kirche entstand. Künstlerisch aufgeschlossene Geistliche zählten zu seinen frühesten Förderern. Sie erkannten sein Talent und seine christliche Weltanschauung. Aber auch der Künstler selbst fühlte sich in seinem Bestreben der Sichtbarmachung geistiger Werte von den kirchli- chen Auftraggebern verstanden und geschätzt. Die Götzner Kirchenfenster, die vor 60 Jahren in Auftrag gegeben wurden, stellen den Beginn und ersten durchschlagenden Erfolg dieser fruchtbringenden Gemeinschaft dar. Anfangs des öfteren gegen Skepsis oder gar offenen Widerstand der Pfarrgemeinde ankämpfend, waren es die Vertreter der Kirche, die die moderne Bildsprache Martin Häusles verteidigten. Es galt neue Wege der Verkündigung zu finden. Die Glasmalereien der Pfarrkirche dienen so der Seelsorge, indem sie das Innere des Menschen anrühren sollen. Gegen Ende seines Lebens wurde Martin Häusle endlich jene öffentliche und materielle Anerkennung zuteil, die er sich auf Grund seines herausragenden künstlerischen Schaffens schon längst verdient hätte. 1966 wurde dem Künstler der Berufstitel „Professor“ zuerkannt. Er sollte die Verleihung nicht mehr erleben. |